Wer hätte gedacht, dass Klempner und Elektriker in Deutschland mehr verdienen als Ingenieure? Ja, das klingt wie der Plot eines verrückten Films, aber es ist die Realität. In einem Land, das für seine Ingenieurskunst bekannt ist, gibt es eine überraschende Wendung, die viele von uns nicht erwarten würden. Lassen Sie uns also in die Welt der handwerklichen Berufe eintauchen und herausfinden, warum diese „blauen Kragen“ oft besser bezahlt werden als ihre „weißen Kragen“ Kollegen.
Hohe nachfrage nach fachkräften
Ein Hauptgrund, warum Facharbeiter in Deutschland besser verdienen, ist der akute Mangel an qualifizierten Handwerkern. Die deutsche Industrie ist stark auf die Fertigungsbranche angewiesen, und viele dieser Jobs erfordern spezialisierte Fähigkeiten wie Schweißen und Metallverarbeitung. Die wachsende Bauindustrie braucht ebenfalls gut ausgebildete Fachkräfte wie Schreiner und Maurer. Diese hohe Nachfrage ermöglicht es den Handwerkern, höhere Gehälter zu verlangen als viele Büroarbeiter.
Beispiel für gehälter
Ein zertifizierter Elektriker kann in Deutschland nach Steuern im Durchschnitt 3.000 Euro im Monat verdienen. Das ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass viele akademische Berufe nicht annähernd so viel einbringen.
Spezialisierte ausbildung und expertise
Ein weiterer Faktor, der zur höheren Vergütung von Handwerkern beiträgt, ist das Berufsausbildungssystem in Deutschland. Schüler beenden in der Regel ihre Schulbildung im Alter von 15 Jahren und beginnen ihre Berufsausbildung, die oft bis zum 18. Lebensjahr dauert. Im Gegensatz dazu benötigen akademische Abschlüsse in der Regel dreieinhalb Jahre für einen Bachelor und oft sogar länger für einen Master. Dies bedeutet, dass Handwerker ihre Ausbildung viel früher abschließen können und somit schneller in das Berufsleben eintreten.
Einkommen während der ausbildung
Die Ausbildungsvergütung für angehende Klempner liegt beispielsweise bei 1.252 Euro pro Monat. Das ist für viele Studenten, die oft mit 861 Euro auskommen müssen, eine willkommene Abwechslung.
Gewerkschaften und kollektivverträge
In Deutschland sind viele Handwerksberufe gewerkschaftlich organisiert. Dies ermöglicht es den Arbeitnehmern, bessere Löhne und Arbeitsbedingungen auszuhandeln. Besonders in der Fertigungs- und Bauindustrie sind die Gewerkschaften stark. Die IG Metall, eine der größten Gewerkschaften in Deutschland, setzt sich für die Rechte der Arbeiter in der Metall- und Elektroindustrie ein. Durch die Kollektivverträge wird sichergestellt, dass die Löhne in diesen Berufen mit der Produktivität und den allgemeinen Lebenshaltungskosten Schritt halten.
Vergleich mit akademikern
Eine Studie des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen zeigt, dass Meister und Techniker im Laufe ihres Lebens fast das gleiche Einkommen wie Akademiker erzielen. Meister verdienen bis zu ihrem 65. Lebensjahr 1,41 Millionen Euro, während Akademiker bei 1,45 Millionen Euro liegen. Wenn man die Anzahl der Arbeitsjahre und die bereits verdienten Gehälter berücksichtigt, haben Handwerker oft einen finanziellen Vorteil.
Einfacher einstieg in blaue kragen berufe
Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften in Deutschland ist 2022 auf ein Rekordhoch gestiegen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ermittelte im Juli letzten Jahres 1,74 Millionen offene Stellen. Dies betrifft nahezu alle Branchen, von Bau und Fertigung bis hin zu Gesundheits- und Pflegeberufen. Wenn Sie also eine Karriere in Deutschland anstreben, sind die Aussichten für Facharbeiter rosig.
Visa und einwanderungsmöglichkeiten
Selbst Nicht-EU-Bürger können mit einem 6-monatigen Job-Such-Visum nach Deutschland kommen. Es gibt auch Bestrebungen der deutschen Regierung, ein punktbasiertes Einwanderungssystem einzuführen, um die Lücken im Arbeitsmarkt zu schließen.
Lässt sich sagen, dass die Welt der blauen Kragen Berufe in Deutschland alles andere als unattraktiv ist. Mit einem hohen Gehalt, einer schnelleren Ausbildung und einer hohen Nachfrage nach Fachkräften stehen die Chancen gut, dass diese Berufe auch in Zukunft gefragt bleiben. Wer hätte gedacht, dass man mit einem Wrench in der Hand mehr verdienen kann als mit einem Laptop auf dem Schreibtisch?